Kastration – Pro und Contra

Die Kastration des Hundes führt oft zu Diskussionen. Bei der Katze ist es schon allein wegen der
vielen Nachkommen, die gezeugt werden würden, bei den meisten Tierbesitzern eine  Selbstverständlichkeit.

In südlichen Ländern ist die Kastration ein „Muss“ bei Hund und Katze, es ist aktiver Tierschutz.
In Deutschland ist das ganz anders. Hier spielen bei Hunden die unerwünschten Welpen keine Rolle, denn es gibt keine herrenlosen Hunde auf der Staße.

Beim Hund erfolgt die Kastration oft aufgrund einer medizinische Indikation oder in der Hoffnung, dass man ein Fehlverhalten des Hundes durch Kastration verbessern könnte.
Wie sieht es aus mit der Kastration aus Gründen der „Haltungserleichterung“? Da ist zum Beispiel die läufige Hündin, die den Teppichboden nicht mehr verschmutzen wird, bei der keine Rüden mehr vor dem Haus stehen oder die bei Spaziergängen durch Rüden nicht mehr belästigt wird.

Und bei Rüden? Pöbeleien unter Rüden oder das Abhauen, wenn sie eine läufige Hündin in die Nase bekommen, sind das akzeptable Argumente?

Wir möchten die häufigsten Gründe einmal ansprechen, sowie deren Sinn oder Unsinn.
Damit können Sie dann neutraler entscheiden, ob sie Ihren Hund kastrieren lassen oder nicht.

1. Medizinische Gründe

Es gibt verschiedene medizinische Gründe, einen Hund kastrieren zu lassen. Bei der Hündin sind das die Gefahr einer Gebärmuttervereiterung, ständig wiederholte Scheinträchtigkeit nach der Läufigkeit, das Risiko von Gesäugetumoren, um die Wichtigsten zu nennen. Beim Rüden ist es der Kryptorchismus (nicht vollständige Abstieg der Hoden, d.h. ein oder beide Hoden liegen in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt), Prostataerkrankungen, Hodentumore,  Perianaltumore, um auch hier die Wichtigsten zu nennen.

2. Beeinflussung des Verhaltens

Häufig wird die Kastration als „Allheilmittel“ zum Vermeiden unerwünschter Verhaltensweisen
angesehen. Insbesondere auf dem Hundeplatz ist dies ein vieldiskutiertes Thema. Vermieden werden soll u.a. die Aggressionen gegenüber Artgenossen und/oder gegenüber Menschen, Unsicherheit, Hyperaktivität, Sexualverhalten des Rüden (Abhauen, Jaulen,Futterverweigerung, Urinmarkieren, Aufreiten auf allem und jedem) und das Ignorieren vom Befehlen. Natürlich kann die Kastration nicht alles richten und sie stellt keinen Ersatz für eine sorgfältige und konsequente Erziehung dar, auch ist die Kastration kein Wundermittel gegen jegliches Fehlverhalten des Hundes! Der Hund ist nach einer Kastration noch genauso lebendig und aktiv wie vorher, außer er wird nach der OP weniger bewegt und viel gefüttert, dann wird er übergewichtig werden und träger.

Trotzdem gibt es Fälle in denen eine Kastration hilfreich sein kann, nämlich bei Problemen, die Sexualhormon gesteuert sind und noch nicht erlernt sind. Bei einem älteren Rüden ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sich sein Benehmen nach einer Kastration positiv verändert. Bei sexuell aktiven Hunden wird sich das Verhalten positiv verändern, da nach einer Kastration keine Sexualhormone mehr gebildet werden. Den Rüden, die leiden, wenn eine läufige Hündin in der Nachbarschaft wohnt, wird es besser gehen. Aber Vorsicht: Nicht jeder Rüde ist sexuell hyperaktiv.

Bei einem vollkommen unbeeindruckten Rüden wäre die Kastration ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, da kein berechtiger Grund besteht, einem Tier Leiden zuzufügen.

Auch bei Aggressionen gegenüber anderen Rüden kann eine Kastration evtl. Abhilfe schaffen. Aggressionsverhalten aufgrund von Erziehungsfehlern oder territorialem Verhalten kann aber in der Regel nicht durch eine Kastration beeinflusst werden. Genausowenig können Rangordungsprobleme durch eine Kastration gelöst werden. Ist man sich nicht sicher, ob eine Kastration eine gewünschte Verhaltensänderung bewirken kann, gibt es die Möglichkeit durch einen Chip den Hund medikamentös zu kastieren. Diese Art von Kastration wirkt nur auf eine bestimmte Zeit, je nach Chip.

Bei der Kastration eines Hundes kann es auch zu Nebenwirkungen kommen, die man nicht außer Acht lassen darf. Es kann zu Fellveränderungen bei bestimmten Rassen nach einer Kastration kommen (Irish Setter, Cockerspaniel um einige zu nennen).

Bei vorwiegend großen Hunderassen kann nach einer Kastration eine Inkontinenz (Harnträufeln) auftreten. Primär sind eher Hündinnen betroffen, was aber nicht heißen soll, dass dies nicht bei einem Rüden auftreten kann.

Falls Sie noch Bedenken über das Pro oder Contra haben sollten, sprechen Sie uns an. Wir nehmen uns gerne die Zeit Sie ausführlich zu informieren, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Bitte bedenken Sie noch eines:
Bei der Kastration handelt es sich um eine Operation, die bei Ihrem Hund zunächst Schmerzen verursacht. Nach dem deutschen Tierschutzgesetz dürfen einem Tier ohne vernünftigen Grund keine Schmerzen und Leiden zugefügt werden. Des Weiteren verbietet das Tierschutzgesetz die Amputation von Körperteilen bei Wirbeltieren ohne medizinischen Grund. Diese Gesetzesvorlage diente zwar ursprünglich dazu, das Kupieren von Ruten und Ohren mit einem Verbot zu belegen, betrifft aber aufgrund der allgemeinen Formulierung bei stenger Auslegung auch Eingriffe wie die Kastration. Folglich muss vorher eine ausführliche Beratung erfolgt sein, bevor die Tierärztin/der Tierarzt entscheidet, ob tatsächlich ein triftiger Grund für die Kastration existiert.

Wir beraten Sie gerne und möchten Sie bitten, hierfür einen Termin mit uns zu vereinbaren,
da es in der allgemeinen Sprechstunde zeitlich nicht möglich ist.