Die Katzen-Patchworkfamilie

KatzenpatschworkWie vergesellschafte ich Katzen
Die Katze wird als Haustier immer beliebter und auch der Mehrkatzenhaushalt liegt im Trend. Noch immer werden die Katzen als Einzelgänger angesehen – und für einige Tiere trifft das auch zu. Grundsätzlich sind Katzen jedoch soziale Tiere, die auch gerne mit anderen Katzen zusammen leben. Das einzige, was sie wirklich alleine unternehmen, ist die Jagd.
Die natürliche Gruppe von Katzen ist vorrangig weiblich. Kätzinnen, die oft miteinander verwandt sind, leben beisammen und versorgen ihren Nachwuchs gemeinsam. Junge Kater werden während der Pubertät vertrieben und leben für einige Zeit als Boygroups zusammen bis sie sich als Väter wieder einen Platz in einer Gruppe erkämpft haben.
Fremde Katzen werden von der Gruppe vertrieben und müssen sich erst langsam einen Platz in derGruppe erarbeiten.
Deshalb kann es schwierig sein, Katzen einfach zusammen zu setzen, außer die Katzen sind recht flexibel und anpassungsfähig, und sie müssen genügend Ressourcen haben.
Die Katzen müssen eine kommunikative Fähigkeit haben beim Versenden und Verstehen von Signalen. Sie müssen sehr kommunikativ sein. Konflikte müssen sie mit Beschwichtigung und Gelassenheit anstelle von Aggression lösen. Sie müssen sozial und gesellig sein. Gesellig bedeutet, den Kontakt zu anderen Katzen zu suchen.
Sozial bedeutet, sie müssen die Fähigkeit haben zum Umgang mit anderen Katzen.
Das bedeutet, dass soziale Katzen nicht unbedingt richtig gesellig sein müssen.
Ob eine Katze einen sozialen oder sogar einen geselligen Charakter hat oder nicht, ist unter anderem genetisch bedingt. Es spielt aber auch die frühe Entwicklung und Erziehung durch die Katzenmutter und andere erwachsene Katzen eine Rolle wie auch das Spiel mit ihren Geschwistern. Kitten aus verschiedenen Würfen, die gemeinschaftlich von ihren Müttern groß gezogen werden, bringen beste Voraussetzungen mit.
Während die Sozialisationsphase von Katzen auf den Menschen von der 2. bis zur 7. Woche dauert, weiß man nicht, wie lange die Sozialisation auf die eigene Art dauert. Ziemlich sicher ist, dass diese wichtige Phase von Jungkatzen nicht mit der 8. oder 12. Woche endet. Wahrscheinlich dauert es bis zur 16. oder sogar bis zur 24. Woche, bis die Jungkatzen das ganze Repertoire an Kommunikationsmöglichkeiten erlernt, ausreichend geübt und damit auch soziale Kompetenzen erworben haben. Somit sind die meisten Katzen, die ab der 8.Woche alleine lebten, als nicht ausreichend sozialisiert zu betrachten.
Beim Zusammenleben mit mehreren Katzen spielt neben der sozialen Kompetenz auch das Angebot von Ressourcen eine große Rolle. Platz ist nicht alles!

Es sollte jede Katze zu jeder Zeit uneingeschränkt Zugang
zu Futterplätzen
zu Wasserstellen
zu Katzentoiletten und
zu Ruhe- und Rückzugszonen
haben.

Je mehr Katzen auf je weniger Raum gehalten werden, desto größer wird die Verpflichtung der Besitzer, sie artgerecht zu beschäftigen und beim eigenen Wohnanspruch Abstriche zu machen. Das kann bedeuten, auch an nicht so bequemen Orten ein Katzenklo aufzustellen.
Wenn nun zwei Singlekatzenbesitzer einen gemeinsamen Haushalt gründen möchten, sollten sie, bevor sich die Katzen das erste Mal treffen, ein paar vorbereitende Maßnahmen treffen:
Gerüche austauschen. Es sollten regelmäßig die Decken der Katzen von den Liegeplätzen ausgetauscht werden. Damit findet indirektes Bekanntmachen über die Nase statt.
In der Wohnung sollte einige Tage vor Einzug ein Pheromonstecker angebracht werden.
Muss eine/mehrere Katzen in eine bestehende Wohnung integriert werden, sollten die Katze/Katzen die Möglichkeit haben, die Wohnung alleine zu erforschen. Gerüche der anderen Katze, Katzentoiletten, Futter-und Wasserstellen und vor allem Flucht-und Rückzugsmöglichkeiten müssen untersucht werden.
Erst wenn sich die Katzen orientieren können, soll die ansässige Katze erscheinen. Auf gar keinen Fall soll der Kontakt zwischen den Katzen erzwungen werden. Fauchen, Knurren und geducktes Herumschleichen sind in dieser Kennenlernphase normal.
Nur wenn eine oder mehre Katzen zu jaulen beginnen oder einander heftig attackieren, sollten sie unter größter Vorsicht getrennt werden. Niemals mit bloßen Händen dazwischen greifen. Nehmen Sie eine Decke oder ein großes Handtuch und werfen Sie es über eine der beiden Katzen. Die Gefahr, gebissen zu werden, ist enorm groß.
Eine langsame und vorsichtigere Zusammenführung ist vor allem dann angebracht, wenn die Katzen
im Gegensatz zu ihren Besitzern nicht das ideale Traumpaar sind. Nach dem Geruchsaustausch
wird der optische Kontakt durch eine Gittertür ermöglicht. Alternativ können auch die beiden Katzen ein Katzengeschirr tragen und angeleint sein. Das ist nur zu empfehlen, wenn die Katzen an die Leine gewöhnt sind. Günstig ist es, diese Begegnungen mit etwas Angenehmen zu verbinden. Clicker-und oder Targettraining,
Leckerli-Verteilung oder kontrolliertes interaktives Spiel für jeweils eine der Katzen macht
gute Stimmung. Wichtig ist, dass sich die Katzen beim Spielen nicht in die Quere kommen.
Die Begegnungen sollten zeitlich begrenzt werden und nach und nach können die Zeiten verlängert werden.
Erst in der letzten Phase- und es können Monate dazwischen liegen- dürfen sich die nun aneinander gewöhnten Katzen auch frei begegnen.
Mit Nahrungsergänzungen, wie z.B. Tryptophan, kann die psychische Verfassung der Katzen ohne jegliche Nebenwirkungen positiv beeinflusst werden. Wenn mit diesen Nahrungsergänzungen keine ausreichenden Effekte erzielt werden oder eine der Katzen eine psychische Störung hat, die eine Zusammenführung erschwert, ist auch der Einsatz von Medikamenten unter tierärztlicher Aufsicht möglich

Quelle: Dr. Sabine Schroll A-3500 Krems, Praxis für Katzenmedizin