Mit der Katze zum Tierarzt

Katze in die Box (Dr. Sabine Schroll)

Gutes Katzenhandling beginnt schon zuhause mit der wichtigsten Frage für den
Besitzer: „Wie bringe ich die Katze überhaupt in die Transportbox“?

Ein Praxisbesuch, der mit einem abgehetzten Besitzer beginnt, weil die Katze erst durchs Haus gejagt werden musste, die dann unter heftiger Gegenwehr und im dritten Anlauf doch in den Korb bugsiert wurde und nun mit großen Kulleraugen in Alarmstimmung und zu allem bereit in ihrer Höhle sitzt, steht schon unter sehr schlechtem Vorzeichen.

Langfristig ist die positive Gewöhnung an die Transportbox natürlich die beste Lösung – doch das braucht Zeit, Wissen und ausdauerndes Üben. Und selbst dann geht die Kosten-Nutzen-Rechnung aus Katzensicht nicht immer auf: „Die Kontrolle verlieren und im Schrankkoffer schaukelnd durch die Gegend getragen werden? Ok, man kann sich dran gewöhnen, aber toll muss das wegen ein paar Leckerlies noch lange nicht sein.“

Katzen sitzen an sich gerne in kleinen Höhlen und Behältnissen – sie haben kein grundsätzliches Problem mit der Box – sondern eher mit dem damit verbundenen Zwang. Eine Katze Kopf voran in eine unbekannte Höhle zu schieben kann schwierig sein. Sie verspreizt sich und passt nicht mehr durch die Öffnung. Ganz einfach wird es hingegen bei den meisten Katzen, wenn man sie umdreht und einfach mit dem Hinterteil voran in die Box setzt. Noch einfacher ist es, wenn sich die Box auch nach oben öffnen lässt und man die Katze nur hineinsetzen muss.

Katzen-Übung

Ein paar kleine Übungseinheiten, bei denen die Katze auch dann immer wieder einmal in die Transportbox kommt, wenn es nicht zu Tierarzt, sondern um die anschließende Verteilung besonderer Leckerbissen geht, lassen den emotionalen Aufruhr – vor allem des Besitzers – geringer werden. Am einfachsten und besten übt man das Ein-und Aussteigen schon mit der jungen Katze, aber auch erwachsene Katzen können bei entsprechender Konsequenz gut lernen.

Ganz entscheidend ist natürlich, dass die Katze während des Transports keine unnötig unangenehmen Erfahrungen wie Schaukeln, unachtsames Anstoßen und lautes Hantieren an der Box oder Übelkeit macht. Obwohl Reisekrankheit bei der Katze viel seltener als beim Hund vorkommt, gibt es Katzen, denen beim Autofahren übel wird.

Boxen-Wahl

Die leider immer noch beliebten Weidenkörbe gehören ganz klar zu den völlig ungeeigneten Transportmöglichkeiten für Katzen. Ähnlich wie Kratzbäume werden auch Transportboxen oft eher nach ihrer Optik und nach menschlichen Maßstäben anstatt nach ihrem praktischen Wert für die Katze ausgesucht. Das Naturmaterial Weide mag zwar hübsch aussehen, aber es lässt sich schlecht reinigen. Außerdem ist die ungünstige Form der Körbe mit viel Innenraum und kleiner Einstiegsöffnung nicht stabil zu tragen und bietet der Katze alle Vorteile, wenn sie Gegenwehr leisten möchte.

Viel besser sind die bereits erwähnten Transportboxen aus Kunststoff, die unkompliziert sowohl nach vorne als auch nach oben zu öffnen und mit wenigen Handgriffen und möglichst leise in Ober-und Unterteil zu zerlegen sind.
Ein weiteres dem Besitzer wichtig erscheinendes Kriterium ist die Größe: Die Katze soll möglichst viel Platz haben, wenn sie schon eingesperrt ist. Das Ziel ist aber nicht, dass die Katze in ihrer Transportbox zu sportlichen Übungen in der Lage ist, sondern, dass sie sich beim Tragen und Fahren im Auto möglichst sicher und stabil fühlt. In einer kleineren Box, die an die Körperlänge und -breite der Katze angepasst ist, findet die Katze beim Transport Anlehnung und Rückhalt und der Schwerpunkt beim Transport liegt zentral und es ist weniger schaukelig.

Als Inneneinrichtung sind ein dickes Badehandtuch, Kuschelbetten oder eine Decke wesentlich besser geeignet als die kleinen Tüchlein oder Küchenpapier, die innerhalb kurzer Zeit in einer Ecke zusammengeschoben sind, während die Katze auf dem nackten Kunststoff hin-und herrutscht.
Im Wartezimmer sollte die Katze in ihrer Box erhöht und eher abseits abgestellt werden, sodass sie sich nicht durch Hunde bedroht fühlt.

In unserer Praxis steht Ihnen ein separates Katzenwartezimmer zur Verfügung.

Katzen-Stress

Viele Besitzer tendieren dazu, Tierarztbesuche mit ihrer Katze so weit es geht zu vermeiden, um ihr den Stress zu ersparen. Nicht selten trägt genau diese Haltung dazu bei, dass viele durchaus therapierbaren Erkrankungen der Katze nicht oder erst viel zu spät erkannt werden- weil sie frisst ja und sieht gesund aus. Doch für die meisten Katzen wird der Stress viel größer, je seltener sie in die Praxis kommen – dieses eine Ereignis überragt ihren Alltag in schrecklicher Weise! Obwohl es dem Besitzer kontraproduktiv erscheint: je öfters eine Katze in die Praxis kommt, desto weniger sticht der einzelne Besuch hervor – sie gewöhnt sich daran, immer vorausgesetzt natürlich, dass die Visiten tatsächlich stressarm und katzenfreundlich gestaltet werden. Und das gilt nicht nur für die Katze:Auch für den Besitzer sinkt der Stresspegel, denn auch für ihn ergibt sich eine Routine und damit mehr Sicherheit. Katzen nehmen erstaunlicherweise ziemlich viel Handling mit wenig Gegenwehr einfach zur Kanntnis, wenn es in einer gelassenen inneren Haltung, mit geduldiger Bestimmtheit und ohne emotionale Belastung stattfindet. Langfristig kann daraus eine positive Spirale entstehen – wenn der Besitzer seine Katze mit freundlicher Bestimmtheit in die Praxis bringt hat sie weniger Stress und dies ist wiederum für den Besitzer eine erfreuliche Erfahrung.

Katzen-Routine

Für Jungkatzen sind spielerische Sozialisierungsbesuche in der Praxis, bei denen sie mit der Routine einer Allgemeinuntersuchung und allgemeinem Handling vertraut werden, ebenso wichtig wie für junge Hunde. Sinnvoll ist es – wenn es sich durch die Grundimmunisierung nicht ohnehin ergibt – Jungkatzen bis zur Pubertät einige Male zu Praxisbesuchen einzuladen. In dieser Lebensphase sind die Jungkatzen noch recht aufgeschlossen, lernen schnell, sind verspielt und neugierig und es ist leicht, ihnen durch Leckerlis, Spiel und die Erlaubnis zum freien Herumlaufen im Behandlungsraum positive Erlebnisse in der Praxis zu vermitteln. Selbst wenn sie mit dem Erwachsenwerden diese Aufgeschlossenheit teilweise ablegen und den Kontakt nicht mehr suchen, ist ihnen wenigstens die Routine einer Untersuchung vertraut – und genau diese Vorhersehbarkeit gibt der Katze eine gewisse Sicherheit. Auch wenn sich die Katze letztendlich oft immer noch nicht ausgesprochen wohl fühlt, sie kann mit der Situation umgehen und meint nicht mehr, ihr Leben mit allen Mitteln verteidigen zu müssen.

Selbstverständlich – und leider- gibt es immer Katzen, die sich diesen allgemeinen Regeln entziehen und sich von vorneherein und immer in einer derartigen aggressiven Verteidigungsposition befinden, dass ihre Wahrnehmungs-und Denkfähigkeit keine positiven Erlebnisse ermöglicht. Für diese Katzen kann es besser sein, sie zu sedieren. Der Tierarzt wird mit Ihnen darüber sprechen.